Peak Oil, Importabhängigkeit, Klimakrise: Für die Abkehr von fossilen Energieträgern gibt es viele Gründe. Neue Initiativen für Privatleute und Unternehmen wollen Engagement stärken und vor allem bündeln.
Von Mechtild Nitzsche
REGENSBURG/STUTTGART. 420 Milliarden Tonnen: Dieses CO2-Rest-Budget errechnete der Weltklimarat 2018 in seinem Sonderbericht für die Menschheit, soll die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden. In Relation zu den 42 Milliarden Tonnen Jahresverbrauch ist das Budget mittlerweile auf rund 242 Milliarden Tonnen geschrumpft – und wird bis 2028 aufgebraucht sein, wenn nicht grundlegend gegengesteuert wird.
Die Einsicht in die Notwendigkeit, Alternativen für fossile Energiequellen zu finden, ist längst kein Hippie-Privileg mehr. Derzeit wird sie zusätzlich flankiert von dem Wunsch, von Energieimporten aus dem Ausland unabhängiger zu werden – und damit weniger erpressbar. Darauf, dass Klimaschutz nicht nur die Politik, sondern alle angeht, machten nun Stadt und Landkreis Regensburg mit einer besonderen Initiative aufmerksam: Gemeinsam mit dem Münchner oekom Verlag haben sie das Regensburger Klimasparbuch herausgebracht. Es lädt die Bürger dazu ein, ihre Lebensgewohnheiten unter die Lupe zu nehmen, und bietet Tipps zu Ernährung, Konsum, Mobilität oder Wohnen und Bauen, die nicht nur CO2, sondern auch Geld sparen. Gutscheine aus der Region motivieren zusätzlich, lokale und klimafreundliche Alternativen auszuprobieren: mit Rabatten auf Bio- und Upcyclingprodukte, Secondhandware und Beratungsangebote.
Exzellenzinitiative Klimaschutz-Unternehmen
Eine Initiative für Unternehmen, die sich bereits vorbildlich für den Klimaschutz engagieren, hat Anfang März das Bundeswirtschaftsministerium mit dem Bundesumweltministerium und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag DIHK gestartet. Sie rufen Unternehmen dazu auf, sich der Exzellenzinitiative Klimaschutz-Unternehmen anzuschließen. Der Aufruf wendet sich an Unternehmen aller Größen und Branchen, die Bewerbungsfrist endet am 31. Juli. Die Initiative setzt auf die Stärkung des Dialogs zwischen Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Dabei steht nicht nur die Klimaneutralität im Fokus, sondern auch Möglichkeiten, sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und den Umbau des eigenen Unternehmens zu größerer Zukunftsfähigkeit als Chance auch im globalen Wettbewerb zu ergreifen. Das Bewerbungsverfahren startet mit einem onlinebasierten Check, der eine schnelle Orientierung über die Bewerbungsaussichten gibt. Am Ende des Verfahrens entscheidet ein unabhängiges Expertengremium über die Aufnahme. Erfolgreiche Bewerber werden bei einer öffentlichen Veranstaltung in den Verband aufgenommen und mit einer Urkunde von Bundeswirtschaftsministerium, Bundesumweltministerium und DIHK geehrt.
Klimaneutralität als Wettbewerbsvorteil
Die Notwendigkeiten, aber auch die Möglichkeiten eines Umbaus der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit stehen auch beim Innovationsnetzwerk Klimaneutrale Unternehmen im Zentrum. Das Netzwerk des Fraunhofer Instituts für Arbeitsorganisation IAO mit Sitz in Stuttgart und der Universität Stuttgart startete im November in die erste Netzwerkphase, die noch bis Oktober 2023 andauert. Das Netzwerk richtet sich an Industrieunternehmen aller Branchen und Größen, die klimaneutral sind oder werden möchten. Es bildet die ideale Plattform für Unternehmen, um im Austausch mit Forschungsinstituten und weiteren Akteuren aus der industriellen Praxis relevante Fragestellungen zur Klimaneutralstellung zu diskutieren. Zum Leistungsspektrum für die Mitglieder zählen die Entwicklung einer Klima-Vision, ein Unternehmens-Quick-Check in Form einer Analyse der Emissionen, eine Roadmap zur Emissionsminderung, neue Geschäfts- & Betreibermodelle sowie Begleitforschung für einzelne Maßnahmen.