Die Begeisterung für Masken aus Deutschland ist wieder abgeflaut. Doch der Maskenverband Deutschland, der seinen Sitz in Landshut hat, plädiert für ein grundsätzliches Umdenken im Sinne von Nachhaltigkeit.
Von Gerd Otto
LANDSHUT. Die Masken fallen: Angesichts rapide gesunkener Inzidenzen und der steigenden Impfrate in der Bevölkerung ist die Maskenpflicht zumindest im Freien auf dem Rückzug. Doch neben anderen Fragen, etwa nach ihrer Schutzwirkung generell oder ihrer Zumutbarkeit, ist die Maske längst auch ein Politikum. Mit Blick auf die Verteilung möglicherweise unzureichend geprüfter und minderwertiger Coronaschutzmasken werden im politischen Berlin Sonderermittler gefordert, ganz zu schweigen von der berechtigten Kritik an dem offenbar lukrativen Maskendeal so mancher Volksvertreter.
Arbeitsplätze geschaffen
Nicht zuletzt diese Maskenskandale haben allem Anschein nach die positive Aufbruchstimmung verdrängt, für die etliche Unternehmen vor mehr als einem Jahr gesorgt hatten, als es galt, mit der Produktion von Schutzmasken unabhängiger von Fernostimporten zu werden. Inzwischen würden die Masken und Schutzbekleidungen wieder vorrangig aus China geliefert, während regionale Unternehmen bei den Ausschreibungen das Nachsehen hätten, bedauert Jürgen Schindlbeck vom Vorstand des Maskenverbands Deutschland. In dieser Organisation, die ihren Sitz in Landshut hat, haben sich 25 Hersteller zusammengeschlossen, die mit insgesamt 500 Mitarbeitern Woche für Woche 13 Millionen FFP2-Masken und fünf Millionen OP-Masken herstellen. „Wir haben also durchaus Arbeitsplätze geschaffen“, betont Schindlbeck, der die Gründung des Verbands auch als ein wichtiges Signal für ein Umdenken zur Stärkung der deutschen Produktion qualitativ hochwertiger Masken betrachtet.
Begeisterung für Masken aus Deutschland flaut ab
Umso mehr bedauert es der Verbandssprecher, dass selbst in regionalen Ausschreibungen wieder mehr und mehr asiatische Masken in die engere Auswahl genommen werden. „Die Begeisterung für Masken aus Deutschland flaut wieder ab.“ Der Maskenverband vermutet hinter dieser deutlich veränderten Stimmungslage, dass angesichts der bevorstehenden Bundestagswahlen viele Politiker nicht mit deutschen Maskenherstellern in Verbindung gebracht werden wollen. Dabei verweist Jürgen Schindlbeck darauf, dass sich die Vorkommnisse im Zusammenhang mit der Beschaffung von asiatischer Ware und der Verteilung in staatlichen Institutionen abgespielt haben. Im Übrigen sollte es doch grundsätzlich darum gehen, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu fördern, um auch durch kurze Lieferwege möglichst viel CO2 einzusparen. In Österreich etwa würde bei öffentlichen Ausschreibungen das Kriterium „lange Lieferwege“ in die Bewertung einbezogen, dort spiele nicht ausschließlich der Preis eine Rolle.
Es muss ein Umdenken einsetzen
Der Preisunterschied zwischen Deutschland und China sei in der Tat nicht unerheblich: Eine 50er-Packung OP-Masken aus China kostet laut Schindlbeck rund 1,50 Euro, aus Deutschland etwa vier bis fünf Euro. Dennoch sollte hier ein Umdenken einsetzen. Dem Maskenverband geht es insbesondere um einen fairen Wettbewerb für die Hersteller, um die Nachhaltigkeit in der Produktion und beim Transport sowie die Entwicklung neuer Standards und Normen – und zwar über die Coronapandemie hinaus. Dies jedenfalls habe man aus den Erfahrungen des letzten Jahres lernen können: Schutzmasken dürften auch nach der aktuellen Pandemie ein Bestandteil unseres Alltags bleiben, auf diese Weise könne man der Verbreitung von Infektionen vorbeugen.
Flexibilität bewiesen
Etwa acht Millionen Atemschutzmasken wurden bei BMW in Wackersdorf vom Frühsommer 2020 bis in den Herbst produziert – laut BMW-Pressesprecher Dominik Hämmerl ein Ausweis für die Flexibilität, Schnelligkeit und Logistikkompetenz des Standorts. Heute könne die BMW Group die benötigte Menge an Masken für ihre Belegschaft problemlos auf dem externen Markt beschaffen. | Foto: Rainer Haeckl – BMW