Der bekannte Blogger, Autor und Journalist Sascha Lobo verdeutlichte bei seinem Vortrag im Businessclub, wie die alternativlose digitale Transformation in Deutschland gelingen kann.
Von Robert Torunsky
LAPPERSDORF. „Die digitale Infrastruktur ist die Basis für die digitale Transformation“, sagte Sascha Lobo zu Beginn seines Gastspiels im Businessclub. Was sich trivial anhört, ist in Deutschland viel zu lange hintangestellt worden. „Das traurigste durch Corona offenbarte Thema ist die gruselige deutsche digitale Infrastruktur“, legte der bekannte Strategieberater und „dienstälteste ,Der Spiegel´-Kolumnist“ wie aus vielen TV-Shows gewohnt den Finger in die Wunde. „Es kann nicht sein, dass 300 Meter außerhalb eines Stadtgebiets einfache Videokonferenzen nicht möglich sind.“
Erst seit 2018 im messbaren Bereich
Der Digitalisierungsexperte belegte dies mit ebenso beeindruckenden wie beängstigenden Daten, etwa anhand der Marktdurchdringung der Zukunftstechnologie Glasfaser im internationalen Vergleich. „Dass in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar und Singapur fast 100 Prozent der Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen sind, beeindruckt. Die über 50 Prozent von Spanien und Schweden nimmt man zur Kenntnis und dass wir hinter Trinidad & Tobago liegen, wird schon schwieriger zu akzeptieren“, kommentierte Lobo das niederschmetternde Zahlenwerk. „Bei einer Platzierung hinter Kasachstan wird man grantig und wenn man dann erfährt, dass Deutschland 2018 zum ersten Mal die Messbarkeitsgrenze überschritten hat, fassungslos.“
Datenströme sind das neue Kapital
Auf Glasfaser-Augenhöhe mit Angola zu sein, das bis Anfang der 2000er unter einem 30-jährigen Bürgerkrieg zu leiden hatte, sei bezeichnend. Da die Bundesrepublik nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft das einzige Land der Welt ist, in dem die Wirtschaftskraft pro Kopf wächst, wenn man die Hauptstadt herausrechnet, werde klar, dass hierzulande der Wohlstand des Landes nicht in Metropolen erwirtschaftet wird. „Deshalb muss die digitale Transformation in Regensburg und nicht in Berlin klappen“, sagte Lobo. Datenströme seien das neue Kapital. Plattformen eroberten den Alltag, weil sie Datenströme in Echtzeit auswerten können. Nicht umsonst seien sieben der wertvollsten Unternehmen der Welt Plattformen. „Was zukünftig zur Plattform werden kann, wird zur Plattform werden“, ist Lobo überzeugt. Deutschland könne sich dies zunutze machen, allerdings sei neben immensen Investitionen ein Umdenken vonnöten. „Erfolgsrezepte von gestern und heute sind nicht die von morgen“, warnte Sascha Lobo.